Aktueller Stand zu den Lerngrupepn in Baghlan, Samargan und Balch?
Die 4 Lerngruppen arbeiten seit Juli 2022 mit Mädchen ab 15, bei einer Gruppe nehmen nach wie vor auch Frauen um die 30 teil, die vorher keine Schule besucht haben.
Bei allen Teilnehmerinnen machen sich psychische Probleme bemerkbar, seit die Taliban die Lebensbedingungen für Frauen weiter eingeschränkt haben. Strenger wurden die Regeln für den Aufenthalt im Freien, Mädchen und Frauen dürfen nicht einmal in den Park gehen, können ohne Mann nicht einmal in die nächste Stadt fahren, von höherer Bildung und Berufsaussichten ganz zu schweigen. Bisher konnten wenigstens einige Frauen in der Stadt eine Ausbildung zur Hebamme machen, auch das wurde verboten.
Entsprechend bedrückt sind die Teilnehmerinnen. So haben die Lehrerinnen über Vermittlung aus Österreich beschlossen, wöchentlich längere Gespräche über die soziale und politische Situation der Frauen in Afghanistan zu führen und speziell die Situation am Land zu besprechen. Die Lehrerinnen können die Situation historisch einordnen und es entsteht Hoffnung, dass sich die Zeiten wieder ändern können und die Mädchen und Frauen wieder Freiheiten gewinnen.
Das Resümee: „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung aus Österreich, die uns neben dem Unterricht – den wir sehr ernsthaft betreiben – ermöglicht, in dieser schwieregen Zeit und Situation zusammen zu sitzen und in einer Gruppe zu lernen und uns über die allgemeine Situation in Afghanistan austauschen zu können.“
Aus den einzelnen Lerngruppen
Eine Lehrerin berichtet über die Unterrichtsmethoden in ihrer sehr gemischten Klasse: „Ich beginne mit den am weitesten Fortgeschrittenen, wir besprechen, welche Probleme anhand der Unterlagen auftauchen. Diese Gruppe lernt viel im Selbststudium, ich setze sie aber auch zur Unterstützung der jüngeren Teilnehmerinnen ein und sie sind es, die den Frauen am meisten Basisbildung vermitteln.“ So kommen wir mit der breiten Streuung in der Gruppe zurecht. Außerdem hat das gegenseitige Lernen einen hohen Stellenwert und es verfestigen sich bei den Fortgeschrittenen die Kompetenzen durch das „Unterrichten“.
Den Fächerunterricht beschreibt eine Lehrerin folgendermaßen: „Jeden Tag werden 2 verschiedene Fächer unterrichtet. Es wechseln zB. Physik und Chemie an einem Tag, am nächsten Mathematik und Georgrafie, weiter geht’s dann mit Sprache und Malen. Täglich bekommen die Schülerinnen Hausaufgaben und erkennen, was sie nicht ganz verstanden haben. Danach wird am drauffolgenden Morgen gefragt und es gibt entsprechende Erklärungen und Hilfestellungen. Dann wird der vorgesehene Tagesplan abgearbeitet.“
In einer weiteren Lerngruppe gibt es eine klare Tageseinteilung aber keine für alle verbindliche Fächerzuteilung:
Der Tagesablauf ist starr: 2 Std. Lernen – 15 Min. Pause – 2 Std. Lernprogramm. Die Programme hingegen sind sehr individuell, das heißt, die Lehrerin ist jeweils bei denen präsent, die gerade Hilfe brauchen. Sobald der Lernfortschritt geklärt ist, bekommen die Mädchen neue Aufgaben anhand der schriftlichen Unterlagen.
Insgesamt
Es wurden in diesen 4 Klassen 70 bis 80 Mächen unterrichtet. Die Fluktuation ist gering. Ausstiege gibt es vor allem, wenn die Angst vor den Taliban zu groß wird oder wenn es familiäre Probleme gibt. Nachrückende Interessentinnen sind sofort da.
Die Frauen, die gar nicht alphabetisiert waren, können jetzt ausreichend für den Alltag lesen und schreiben und alle möchten weiterkommen.
Da der Unterricht im Verborgenen stattfindet, gibt es keinerlei Zertifikate. Falls die sehnsüchtig erhofften Veränderungen kommen – die Lehrerinnen denken an die Zeit der ersten Talibanherrschaft – sind alle Unterrichtenden sicher, dass die Mädchen für einen guten Schulabschluss vorbereitet sind.
Im übrigen folgt jedem Bericht aus den Schulen der Dank an alle, die den Unterricht mit ihren Spenden ermöglichen.